Yalcin Ceylani: „Die Halle lag mir schon immer im Blut“

Seit der Gründung des Teams im Jahr 2011 ist der 34-Jährige dabei. Im Interview blickt der Torhüter auf diese Zeit zurück.

Yalcin, du bist eines der Gründungsmitglieder der HSV-Panthers und neben Spielertrainer Michael Meyer die einzige Person, die seit den Anfängen noch im Team ist. Wie kam es 2011 zur Gründung?
Onur Ulusoy hat das Team damals mehr oder weniger alleine gegründet, damals noch unter dem Namen Hamburg Panthers. Er hat Fußballer aus Oberliga- und Landesligamannschaften kontaktiert und so ein Team zusammengestellt. Wir kannten uns noch aus der Jugend und Onur hat mich damals wenige Tage vor dem Ende der Meldefrist angerufen. Er hat mir erzählt, dass er eine Futsal-Mannschaft gründet und noch einen Torwart sucht.

Musstest du stark überzeugt werden oder warst du sofort Feuer und Flamme?
Als Kind war ich mit meinem Vater bei jedem Jugend-Hallenturnier, die Halle lag mir schon immer im Blut. (lacht). Ich hatte sofort Lust, als Onur mich angerufen hat – dass wir deutscher Rekordmeister werden würden und international spielen, hätte ich aber nicht für möglich gehalten.

Wie sah die Anfangszeit aus?
Ich bin zum ersten Spiel gegangen und kannte nur Onur aus der Mannschaft – Michi Meyer war mir zwar ein Begriff aus der Oberliga, ich kannte ihn aber bis dahin nicht persönlich. Wir haben uns damals nur zu den Spielen getroffen und nicht trainiert – heute spielen wir in der Bundesliga und haben Auswärtsspiele in Stuttgart oder Penzberg. Das ist schon eine wahnsinnige Entwicklung.

Ihr habt gar nicht trainiert?
Das erste gemeinsame Panthers-Training hatten wir ungefähr nach einem Dreivierteljahr. Wir wurden auf Anhieb Hamburger Meister und dann auch Norddeutscher Meister. Vor dem Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft gegen den damals amtierenden deutschen Meister Croatia Berlin haben wir dann gesagt, dass es besser wäre, wenn wir vorher nochmal zusammen in die Halle gehen und trainieren.

Im ersten Jahr seid ihr direkt Deutscher Meister geworden und habt euch auch für die Vorrunde des UEFA-Futsal-Cups in Paris qualifiziert. Welche Erinnerungen hast du an diese internationalen Spiele?
Wir waren damals ein relativ junges Team, das war fast wie ein Klassenausflug. (lacht) Als Oberliga- oder Landesliga-Fußballer hatte niemand von uns zuvor auch nur annähernd daran schnuppern können, international aufzutreten. Das Niveau der anderen Teams war beeindruckend, da waren einige Profiteams dabei. Wir sind nach einem Sieg, einem Remis und einer Niederlage aus der Vorrunde ausgeschieden.

Im zweiten Jahr konntet ihr euren Titel verteidigen und wurdet erneut Deutscher Meister. Wie lief es international weiter?
Nach unserem zweiten Meistertitel haben wir die Vorrunde erstmals überstanden und uns für die Hauptrunde der Champions League in Lettland qualifiziert, sind dort aber ausgeschieden. 2015 sind wir erneut Meister geworden und haben im darauffolgenden Jahr die Eliterunde des UEFA-Futsal-Cups in Kroatien erreicht. Wir konnten uns mit den 16 besten Teams Europas messen und haben auch gegen den damaligen Titelverteidiger aus Russland gespielt. Wir haben „nur“ 0:4 verloren – das war ein großes Highlight.

Du sprichst es an: Mit dem dritten Meistertitel 2015 habt ihr euch zum deutschen Rekordmeister gekrönt, was bis heute gilt.
Stimmt, und natürlich schwebte uns das damals im Kopf rum. Das Finale in Hagen hat damals vor mehr als 2000 Zuschauern stattgefunden – vor dieser Kulisse wollten wir einfach als Gewinner vom Platz gehen. Das haben wir geschafft und ein Jahr später sogar noch unseren vierten Meistertitel geholt.

Ein Jahr nach eurem Meistertitel 2016 ging es im Futsal auch strukturell vorwärts und die Regionalliga Nord wurde gegründet. Bei der Deutschen Meisterschaft seid ihr jedoch im Halbfinale ausgeschieden. 2018 seid ihr ins Finale gekommen, habt dort aber verloren – zwei Jahre später lief es genauso. Warum hat es in den letzten Jahren nicht mehr mit dem nationalen Titel geklappt?
Die anderen Teams wurden mit der Zeit natürlich besser. Es waren stets knappe Spiele, die wir auch für uns hätten entscheiden können. Man muss aber auch sagen, dass wir beispielsweise 2021 nach der langen Corona-Pause über unserem Limit gespielt haben. Die Endrunde der Meisterschaft wurde in Turnierform von Freitag bis Sonntag ausgetragen. Wir haben das Viertelfinale und das Halbfinale jeweils in der Verlängerung gewonnen – wenn man dann 24 Stunden später wieder Höchstleistungen bringen muss, wird es schwer. Der TSV Weilimdorf war fitter als wir und hat dann auch verdient das Finale gewonnen.

Seit dieser Saison gibt es die Bundesliga, in der ihr eine gute Rolle spielt. Wie nimmst du die Spiele dort wahr?
Es macht richtig viel Spaß. In den vergangenen Jahren waren es vor allem die Spiele um die Deutsche Meisterschaft, bei denen wir uns mit stärkeren Gegnern messen konnten – jetzt geht es an jedem Spieltag zur Sache.

Wie hat sich das Teamgefüge in all den Jahren verändert?
Die meisten von uns waren damals Anfang, Mitte 20. Mittlerweile ist Komeil Heideri mit seinen 18 Jahren unser jüngster Spieler – zwischen ihm und mir liegen 16 Jahre. (lacht) Damals ging es auch weniger darum, junge Spieler auszubilden, sondern fertige Spieler zu haben. Heute ist es anders: Spieler wie Dennis Öztürk und Sid Ziskin haben als junge Küken bei uns im Probetraining reingeschnuppert und wurden mittlerweile für die deutsche Nationalmannschaft berufen.

Du bist mittlerweile 34 Jahre alt und Kapitän des Teams. Wie lange dürfen wir dich noch auf dem Platz erleben?
Große Gedanken habe ich mir darüber noch nicht gemacht. Ich habe ein einjähriges Kind und arbeite in Vollzeit bei einer Versicherung – da bleibt momentan schon wenig Zeit für meine Frau. (lacht) Ich habe mit ihr einen Deal gemacht: Wenn das zweite Kind kommt, ist Schluss. Aber da ist momentan noch nichts in Planung. Solange ich der Mannschaft weiterhelfen kann, will ich noch spielen.