Saglam: „Die Infrastruktur hat sich extrem verbessert“

In der aktuellen HSVlive verrät der 28-Jährige, wie er Sport und Beruf vereinen kann.

Moin Onur, es kursieren viele Spitznamen von dir: Schaggi, Junior, Uwe – wie kam es dazu?
Onur Saglam: Offenbar wollten mir viele Leute Spitznamen geben (lacht). Der Gründer von den Panthers heißt Onur Ulusoy, dann wurde ich „Junior“ gerufen, damit es keine Verwechslung im Spiel gibt. Schaggi kommt von unserem Spielertrainer Michi Meyer in Anlehnung an meinen Nachnamen. Uwe kommt von meinen Kollegen von der Polizei. Sie meinten, dass Onur zu lang ist – und weil ich auch noch Fußball spiele und Uwe Seeler in Hamburg einer der berühmtesten Fußballer ist, wurde ich dann zu Uwe.

Ein Junior bist du auf jeden Fall nicht mehr: Du bist seit 2014 bei den HSV-Panthers und gehörst damit zu den arrivierten Spielern. Wie hat sich das Team in dieser Zeit entwickelt?
Auf Seiten der Spieler hat sich einiges getan. Die alte Generation um Onur Ulusoy hat aufgehört, dafür kommt die neue Garde um Dennis Öztürk und Sid Ziskin. Dazu kommen Spieler wie Mohamed Labiadh und Michi Meyer, die schon länger dabei sind. Die Infrastruktur hat sich extrem verbessert, seitdem die Panthers zum HSV gehören. Damals hatten wir zum Beispiel jahrelang das gleiche Trikot, jetzt haben wir alleine in dieser Saison drei verschiedene Trikot-Sätze. Auch die Auswärtsfahrten sind besser organisiert. Es fehlt uns an nichts.

Was hat sich im Futsal generell seitdem getan?
Auch da hat sich einiges verändert. Das Leistungsniveau der Regionalliga Nord war nicht so hoch, in der Bundesliga muss man nun in jedem Spiel einhundert Prozent geben. Das taktische Niveau ist viel höher geworden. Damals konnten wir viele Situationen im Eins-gegen-Eins lösen – heute sind alle Spieler taktisch enorm geschult, sodass man sich viele verschiedene Varianten und Laufwege ausdenken muss.

Du sprichst es an: In dieser Saison feierte die Futsal-Bundesliga ihre Premiere. Wie nimmst du die neue Elite-Klasse des deutschen Futsals wahr?
Der Aufwand ist viel höher geworden. Bei Auswärtsspielen wie in Stuttgart oder Hohenstein-Ernsttahl reisen wir einen Tag vorher an und übernachten dort, dazu kommen vermehrt Analysen des Gegners. Ich bin positiv gestimmt, dass der Sport noch weiter wachsen wird.

Seit drei Jahren spielst du auch für die deutsche Futsal-Nationalmannschaft. Welche Rolle spielt das deutsche Team im internationalen Vergleich?
Wir haben sehr viel Entwicklungspotenzial. Deutschland könnte aus meiner Sicht zu den besten Nationen der Welt gehören. Dazu braucht es vor allem eine gewisse Nachhaltigkeit und langfristiges Training. Dazu kommt, dass viele Spieler Futsal nur nebenbei spielen und parallel auch noch im Fußballverein sind. Die Spieler müssen in Vollzeit Futsal spielen, um auf ein höheres Niveau zu kommen.

Du spielst ebenfalls parallel zum Futsal auch noch Fußball und bist Kapitän beim Oberligisten Concordia Hamburg, dazu absolvierst du dein Studium bei der Polizei. Wie schaffst du es, all diese Tätigkeiten unter einen Hut zu bringen?
Ich muss mich vor allem bei meiner Frau bedanken, dass sie das akzeptiert und toleriert. Von 7-16 Uhr bin ich mit dem Studium beschäftigt, danach habe ich etwas Freizeit. Montags, mittwochs und donnerstags habe ich Fußballtraining, dienstags trainiere ich bei den Panthers. Freitags haben wir dann unsere Spiele mit Concordia. Weil das noch nicht genug ist, stehen teilweise auch noch sonnabends die Spiele mit den Panthers an (lacht).

Wie sieht deine Tätigkeit bei der Polizei konkret aus?
Ich habe bereits die Ausbildung beendet und bin als Polizei-Meister eingestiegen. Ich habe danach mit dem Studium angefangen und kann es durch meine abgeschlossene Ausbildung um ein halbes Jahr verkürzen, sodass ich in einem Jahr mit dem Studium fertig bin. Dann bin ich im gehobenen Dienst als Kommissar. Momentan beschäftige ich mich im Studium mit der Theorie und Themen wie Soziologie, Psychologie und Strafrecht.

Gibt es Tugenden von der Polizei, die dir beim Futsal nützlich sind?
Man sagt ja immer, dass man bei der Polizei für Recht und Ordnung sorgt – das ist wahrscheinlich auch meine Aufgabe beim Sport (lacht).

Du absolvierst momentan auch deine B-Lizenz. Mit welcher Intention machst du das?
Zum einen haben wir bei der Polizei Betriebssport-Teams, die ich so anleiten kann. Zum anderen braucht man im Leben immer einen Plan B. Ich möchte mir alle Türen offen halten.

Was glaubst du: Wie lange kannst du dieses Pensum noch leisten?
Bei der Polizei gibt es verschiedene Stellen, die man besetzen kann. Ich strebe momentan den Tagesdienst an, der von 6-16 Uhr absolviert wird. Wie sich alles entwickelt, wenn die Futsal-Bundesliga weiter professionalisiert wird und wir mit Concordia möglicherweise in die Regionalliga aufsteigen, kann ich nicht sagen. Ich bin sehr froh, dass ich momentan alles sehr gut unter einen Hut bringen kann. Was die Zukunft bringt, wird man sehen.

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Foto: Matthias Scharf