Nico, du bist bereits seit 2015 bei den HSV-Panthers. Wie führte dein Weg damals zum Verein?
Der erste Kontakt kam über Onur Ulusoy und Michael Meyer zustande. Michi hat gemeinsam mit mir beim TSV Sasel Fußball gespielt und Onur hat ab und zu bei uns mittrainiert, um sich fit zu halten. Die Jungs meinten, dass der Futsal sehr gut zu meinen spielerischen Fähigkeiten passen könnte und nach ein bis zwei intensiveren Gesprächen habe ich beim Training vorbeigeschaut. Ich war sofort Feuer und Flamme für diesen großartigen Sport.
Kurioserweise hattest du eines deiner ersten Spiele auch direkt auf höchstem internationalem Niveau, in der Champions League. Was war das für ein Gefühl?
Das war unbeschreiblich. Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich ein Spiel in der Regionalliga gespielt und dann ging es gleich zum UEFA-Cup (heute Champions League, Anm. d. Redaktion) nach Rumänien. Ich kam also nicht Schritt für Schritt zum Futsal, sondern wurde gleich ins kalte Wasser geschmissen und hatte sofort wichtige Spiele gegen europäische Spitzenklubs vor der Brust. Das war eine unglaubliche Erfahrung, die ich niemals vergessen werde.
Dein erstes Tor auf europäischer Bühne ließ dann auch nicht lange auf sich warten.
Wir sind damals in die Elite-Runde, also in die Top-16 Europas eingezogen. Die HSV-Panthers waren und sind bis heute die einzige deutsche Futsal-Mannschaft, die es in Europa so weit geschafft hat und ich war es dann, der das erste Tor einer deutschen Mannschaft in der Elite-Runde erzielen durfte. Von diesem Moment an wurde ich von unserem Keeper Yalcin Ceylani als „Elite-Zankl“ getauft – was bis heute mein Spitzname ist.
Apropos Name: Dein vollständiger Name lautet Nico Florian Zankl. Deine Mitspieler wusste lange Zeit nichts von deinem zweiten Vornamen, bis der Stadionsprecher bei einem Champions-League-Spiel die Aufstellungen vorlas.
Das stimmt. (lacht) Als es bei einem meiner ersten Spiele in Rumänien durch die Halle schallte „Number 11 – Nico Florian Zankl“, guckten meine Mitspieler ganz verblüfft und sprachen mich direkt nach dem Spiel darauf an. Seitdem nennen mich einige Spieler gerne nur Florian.
Neben deinem zweiten Vornamen sorgst du auch als „Stadt-Land-Fluss-King“ für Aufsehen. Was hat es damit auf sich?
Das stimmt, wir spielen regelmäßig bei Auswärtsfahrten. Da bin ich schon sehr gut und besser als viele andere in der Mannschaft. Ich hatte das Glück, als Kind sehr viel verreisen zu dürfen, habe viel gesehen und auch auf den Flügen immer Stadt-Land-Fluss gespielt. Da ist bis heute einiges hängen geblieben. Aber unser Teambetreuer Boris Lastro ist auf jeden Fall ein ernstzunehmender Gegner. (lacht)
Zuletzt warst du ein halbes Jahr lang verletzt, bevor du im Februar dein Comeback im Heimspiel gegen HOT 05 Futsal gegeben hast. Wie hast du die vergangenen Monate erlebt?
Das erste Mal schwerer verletzt war ich vor zweieinhalb Jahren, damals wurde ich an der Leiste operiert und musste ein knappes Jahr pausieren. Als ich mich zurückgekämpft hatte und endlich wieder fit war, kam die Corona-Pause dazwischen. Zum Ende der Vorbereitung auf die aktuelle Bundesliga-Saison habe ich mir Entzündungen in den Fersen zugezogen und eine Woche vor dem Eröffnungsspiel in Düsseldorf ist bei mir sogar eine Sehne in der Fußsohle gerissen – das war für mich natürlich sehr bitter. Die Vorfreude auf die Bundesliga war riesengroß und dann einen solchen Rückschlag zu erleiden, ist nie einfach. Nach der langen Pause bin ich unglaublich froh, endlich wieder für die HSV-Panthers auf der Platte zu stehen.
Was war das für ein Gefühl, erstmals in der Futsal-Bundesliga aufzulaufen?
Ich habe mich sehr gefreut, wieder zu spielen und direkt einen Unterschied bemerkt, was Qualität und Intensität des Spiels angehen. In der Bundesliga triffst du an jedem Spieltag auf einen absoluten Top-Gegner und musst alles in die Waagschale legen, um auf diesem Niveau zu bestehen.
Das erste Bundesliga-Tor gab es gleich zwei Wochen später, beim Gastspiel in Mainz. Ein emotionaler Moment für dich?
Absolut. Da ich gegen HOT 05 Futsal und die WAKKA Eagles viele Torchancen hatte und mit Pfosten und Latte gefühlt alles getroffen habe, bis auf das Tor, war es umso erleichternder, im dritten Spiel endlich zu treffen.
In der Bundesliga stehen im April die Playoffs an. Wie schätzt du in diesem Jahr die Chancen der HSV-Panthers ein?
Die Playoffs sind unsere Stärke – wenn es darauf ankommt, sind die HSV-Panthers bisher immer auf dem Punkt da gewesen, haben abgeliefert und konnten sogar noch eine Schippe drauflegen. Das ist ein Panthers-Mythos und das wissen die anderen Teams in der Liga auch. Deswegen rechne ich mir schon einiges aus, da würde ich uns niemals abschreiben. Bestes Beispiel dafür ist die deutsche Meisterschaft 2021, wo wir im Finale knapp am TSV Weilimdorf gescheitert sind. Das Final-Turnier wurde an drei Tagen in Duisburg ausgetragen und die anderen Teams haben uns dafür belächelt, dass wir nur mit neun Spielern angereist sind, weil sie zum Teil 16 bis 20 Spieler dabei hatten. Im Finale hat uns am Ende trotz Führung vielleicht ein bisschen die Kraft gefehlt - aber wir sind immer für eine Überraschung gut.
Ihr habt inzwischen einige Nationalspieler in euren Reihen, auch du warst vor deiner Verletzung viele Jahre fester Bestandteil der DFB-Auswahl. Planst du ein Comeback?
Ich denke, dass es für jeden Sportler immer das Ziel ist, das Maximum rauszuholen, daher ist eine Rückkehr zur Nationalmannschaft natürlich ein Thema für mich. Durch meine Verletzung und die Corona-Pause war ich lange raus, aber ich werde alles dafür tun, zurückzukehren und noch ein paar Länderspiele zu machen. Wenn Nationaltrainer Marcel Loosveld anruft, stehe ich natürlich zur Verfügung. (lacht)
Was machst du, wenn du keinen Ball am Fuß hast?
Beruflich bin ich mittlerweile zurück in einem Schrott- und Metallhandel und gerade dabei, eine aktuell laufende Firma zu übernehmen. Nach der Schule habe ich dort gejobbt, um ein bisschen Geld zu verdienen. Danach habe ich eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann gemacht und in einem Modedesign-Unternehmen gearbeitet. Jetzt, sechs Jahre später, bin ich zurück und freue mich auf die neue Herausforderung.
Ein klassischer Schrottplatz mit Blaumann und Autos – wie man es unter anderem aus Filmen kennt?
Schrottplatz und Blaumann schon, aber keine gestapelten kaputten Autos. (lacht) Wir sind eher auf Metalle wie Kupfer und Messing spezialisiert.