„Wir wussten, wir halten die Flagge für Hamburg hoch“, sagt Mohamed Labiadh, und seine Lippen formen sich zu einem Lächeln, während er an seine internationalen Reisen als Futsaler zurückdenkt. „Wir waren eine vielfältige Gruppe aus mehreren Kulturen und stolz darauf, Hamburg zu vertreten.“ Labiadh ist seit bald zehn Jahren bei den Futsalern des HSV, die bis 2017 als Hamburg Panthers spielten, und hat schon viel im Club erlebt. Ganz besonders waren für ihn die Jahre, in denen er mit den Panthers in Europa unterwegs war.
Als Labiadh 2013 zu den Hamburger Futsalern kam, waren sie gerade Deutscher Meister geworden und nahmen somit in seiner ersten Saison am internationalen Wettbewerb teil, der damals noch UEFA Futsal Cup hieß. Die Vorrunde führte die Hamburg Panthers nach Finnland, wo sie sich in einer Vierergruppe als Tabellenerster für die Hauptrunde qualifizierten. In Riga scheiterten sie dann am lettischen Meister aus Riga, am slowakischen Vertreter Bratislava und an Wizebsk aus Belarus.
Zwei Jahre später ging es für Labiadh und die Hamburger wieder auf europäische Reisen. Eine aus der Saison 2015/16 bleibt dem 33-Jährigen, der mittlerweile sportlicher Leiter der HSV-Panthers ist, aber auch noch als Spieler antritt, bis heute in besonderer Erinnerung: „Island war eine sehr schöne Erfahrung“, sagt er. „Wir waren viel unterwegs, haben Wasserfälle und Vulkane gesehen, das war landschaftlich beeindruckend.“ Doch nicht nur an die Natur erinnert er sich gerne: „Die Menschen in Island waren sehr offen und herzlich. Wir waren immer ein Team, in dem die Spieler aus vielen verschiedenen Ländern stammen. Für die Menschen in Island war es etwas Besonderes, Menschen mit Migrationshintergrund zu treffen.“
Neben kulturellen und landschaftlichen Eindrücken lief es auch sportlich: In Island konnten sich die Hamburger erneut für die Hauptrunde qualifizieren, die sie nach Rumänien führte. Dort standen Duelle mit dem italienischen Meister Pescara, dem ukrainischen Titelverteidiger Charkiw und Targu Mures aus Rumänien an. Wie zwei Jahre zuvor, blieben die Panthers in der Hauptrunde ohne Punkte - Labiadh erinnert sich trotzdem gerne an die Spiele in Rumänien: „Es war eine super Erfahrung, gegen Spieler dieser Klasse anzutreten, das sportliche Niveau war noch einmal viel höher als in Deutschland.“
Ein Jahr später schrieben die Futsaler aus Hamburg Geschichte: Als erstes und bisher einziges deutsches Team qualifizierten sie sich für die Elite-Runde des Wettbewerbs, der inzwischen Futsal Champions League heißt. In der Vorrunde ging es zunächst ins moldawische Chisinau, wo sie sich gegen den Gruppengastgeber, das dänische Team Sandjeford und den walisischen Meister Cardiff durchsetzen konnten. Die Hauptrundengruppe der Panthers wurde im bulgarischen Warna ausgespielt. Durch Siege gegen den Gastgeber und den schwedischen Meister Göteborg qualifizierten sich die Hamburger schließlich für die Elite-Runde. „Das war sportlich das beste Erlebnis und unser größter Erfolg“, sagt Labiadh, der bei den beiden Siegen jeweils ein Tor erzielte.
Die Elite-Runde führte die Panthers nach Zagreb, wo sie gegen die Gastgeber, Naxcivan aus Aserbaidschan und den späteren Champions League-Sieger Ugra Yugorsk aus Russland antraten. „Dort haben wir auch gegen amtierende Weltmeister gespielt, das war eine ganz besondere Erfahrung“, sagt Labiadh, dessen Team damals aber an seine Grenzen kam: Die Panthers verloren in der Elite-Runde dreimal. „Wir waren konkurrenzfähig, aber der Kader war nicht breit genug. Die Kräfte haben irgendwann nicht mehr gereicht“, sagt Labiadh heute. Das Spiel gegen Zagreb ist ihm in besonderer Erinnerung geblieben: „Die komplette Halle war gegen uns, das war eine extreme Erfahrung. Wir haben gut dagegen gehalten, aber irgendwann sind wir eingebrochen und haben 1:11 verloren.“
Trotz des Ausscheidens haben die Panthers damals Geschichte geschrieben - und Labiadh auch: Er ist bis heute der Spieler, der in der Geschichte des Wettbewerbs die meisten Tore für ein deutsches Team erzielt hat, 22-mal traf er in seinen vier europäischen Saisons für Hamburg. Den Rekord sieht der Tunesier heute anders als früher. „Ich habe mir keine großen Gedanken darüber gemacht, als ich ihn aufgestellt habe. Mit ein paar Jahren Abstand ist mir klar, dass ich etwas Besonderes geschafft habe.“ Das besondere am internationalen Futsal sei aber nicht sein Rekord, sondern die kulturellen Erlebnisse und die sportlichen Vergleiche mit den besten Spielern und Teams in Europa, sagt er. Daran, dass Labiadh als Spieler mit den HSV-Panthers noch einmal international antreten wird, glaubt er weniger, für die Zeit nach der aktiven Karriere hat er aber ein klares Ziel: „Ich möchte es als Funktionär nochmal erleben, dass wir in Europa spielen.“