Finn, was macht dir als Defensivspieler mehr Spaß: Auf der Linie retten oder Tore schießen
Ich denke, Tore schießen macht jedem Spaß, auch mir – auch wenn es nicht allzu oft dazu kommt. (lacht) Ich bin in dieser Saison wahrscheinlich eher dadurch aufgefallen, dass ich auf der Linie retten konnte, was auch Spaß macht. Für Tore bekommt man natürlich mehr Anerkennung, ich nehme aber beides gerne mit. Gegen Stuttgart konnte ich per Fallrückzieher gerade so noch den Ball von der Linie kratzen, unser Torhüter Yalcin Ceylani hat den Ball dann noch weggeköpft – diese Szene kommt wahrscheinlich in den Jahresrückblick. (lacht)
Aber auch das Toreschießen kommt bei dir nicht zu kurz: Du hast in dieser Saison bereits viermal getroffen.
Das stimmt, wobei der Gegner bei zwei dieser Tore den Torwart für einen zusätzlichen Feldspieler geopfert hatte, sodass ich nur noch das leere Tor treffen musste. Aber das muss man ja auch erst mal schaffen. (lacht)
Dein erstes Bundesliga-Tor hast du am vierten Spieltag geschossen, als du mit den HSV-Panthers mit dem 5:0 gegen die Wakka Eagles den ersten Saisonsieg eingefahren hast. Welche Erinnerungen hast du an diesen Treffer?
Dieses Spiel war generell ein Brustlöser für uns, weil wir nicht optimal in die Saison gestartet waren, dazu war es ein Stadtderby. Zur Halbzeit stand es noch 0:0, dann sind wir in Führung gegangen und konnten nachlegen. Beim Stand von 4:0 kam der Ball per Zufall zu mir, ich habe einfach mal auf das leere Tor draufgehalten und dabei noch zwei Gegenspieler getunnelt – da war natürlich auch ein bisschen Glück dabei.
Du bist mittlerweile seit drei Jahren bei den HSV-Panthers. Wie siehst du deine Entwicklung seitdem?
Ich habe schon mit 19 Jahren beim HSV Futsal gespielt, als die Panthers noch nicht zum Verein gehörten. Später bin ich nach Kiel gezogen, weil ich dort mein Studium begonnen hatte, und habe dort weiter Futsal gespielt. Als ich wieder zurück nach Hamburg gekommen bin, habe ich mich den HSV-Panthers angeschlossen – da waren auch noch einige Spieler dabei, die ich noch vom Futsal kannte. Zunächst musste ich mich natürlich beweisen, habe das aus meiner Sicht aber geschafft. Ich habe mich auch an das Bundesliga-Niveau gewöhnt und bekomme meine Spielzeiten. Mittlerweile bin ich ein echter Panther geworden.
Du hast auch lange Fußball gespielt, zuletzt beim SV Rugenbergen in der Oberliga. Im vergangenen Jahr hast du dort aber aufgehört. Was waren deine Beweggründe dafür?
Die Belastung war ziemlich hoch. Durch die Einführung der Futsal-Bundesliga wird der Trainingsaufwand mit den HSV-Panthers immer intensiver, das konnte ich nur noch schwer mit dem Fußball verbinden. Dazu bin ich beruflich auch öfters auf Reisen. Ich habe mich letztlich für den Futsal entschieden, das hat mich noch einmal weitergebracht. Jetzt kann ich meinen Fokus darauf legen, mich dort weiter zu verbessern.
Neben dem Futsal bist du aber auch auf dem Kleinfeld aktiv – und dort sogar Nationalspieler. Wie kam es dazu?
Es gibt keinen regulären Spielbetrieb, sondern nur eine Kleinfeld-Nationalmannschaft. Ich war 2014 bei einem Scouting-Tag in Hamburg und habe dort offenbar überzeugt. Mein erstes Turnier war die U21-Europameisterschaft 2016 in Prag, seitdem bin ich dabei. 2017 habe ich meine erste Europameisterschaft mit der A-Nationalmannschaft gespielt.
Welche Parallelen hat der Kleinfeld-Fußball zum Futsal?
Beim Kleinfeld-Fußball wird mit fünf Spielern plus Torwart gespielt, also einem mehr als beim Futsal. Taktisch gibt es viele Parallelen – der größte Unterschied ist, dass man den Torwart permanent anspielen darf. Es kommt oft zu Eins-gegen-Eins-Situationen, auf dem Platz ist immer was los. Da hat es mir natürlich geholfen, dass ich vorher schon Futsal gespielt habe.
Internationaler Erfolg: 2018 wurde Finn Hanke mit der deutschen Kleinfeld-Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister. Foto: Lukas Mengeler/ Sebastian Kortman
2018 bist du mit dem deutschen Team sogar Weltmeister beim Turnier in Lissabon geworden. Hattest du damit gerechnet?
Das war eine richtig geile Sache. Wir sind eher als Underdog angereist und mussten bereits in der Gruppenphase eine Niederlage einstecken, ab dem Achtelfinale lagen wir fast in jedem Spiel mit einem oder zwei Toren zurück. Im Viertelfinale und Halbfinale sind wir dann im Penalty-Shootout weitergekommen. Ähnlich wie beim Eishockey startet man dabei von der Mittellinie und läuft auf den Torwart zu. Dort konnten wir uns durchsetzen und sind ins Finale gekommen. Das Endspiel gegen Polen hat im Zentrum von Lissabon vor rund 3.000 Zuschauern stattgefunden, das war eine beeindruckende Kulisse. Wir standen defensiv kompakt – und dann hatte einer unserer Mitspieler einen genialen Moment und hat das entscheidende 1:0 erzielt. Das war natürlich ein riesiges Highlight, an das ich noch immer sehr gerne zurückdenke.
Im selben Jahr warst du auch bei der Studenten-Futsal-Weltmeisterschaft in Kasachstan. Wie lief es dort?
Das Niveau war ziemlich hoch. Im Finale zwischen Kasachstan und Russland standen einige Spieler, die zuletzt auch bei der Europameisterschaft in den Niederlanden gespielt haben. Wir waren eine bunt zusammengewürfelte Mannschaft, die vorher noch nie zusammen trainiert hat. Am Ende haben wir das Spiel um Platz 15 gegen Israel gewonnen und sind damit gerade so nicht Letzter geworden - das entscheidende Tor zum 3:2 habe tatsächlich ich erzielt. (lacht)
In der Gegenwart stehen mit den HSV-Panthers noch einige Spiele in der Rückrunde an. Welche Ziele hast du dir mit dem Team gesetzt?
Für uns gilt es zunächst einmal, in den Playoffs zu landen. Nachdem wir im letzten Jahr das Finale um die deutsche Meisterschaft verloren haben, will ich auf jeden Fall nochmal die Chance haben, mit den HSV-Panthers ein Endspiel zu bestreiten – und das will ich dann gewinnen.